5. Juli 1945 – 16. September 2024
Dipl. Maschineningenieur FH
Aktiv 1969 -1971
Senior SS 1970
FM SS 1970
Bierfamilie Zulu
Nach einem erfüllten Leben und einer geselligen Runde im Kreise seiner Studentenverbindung ist Götz am Montag, 16. September 2024 im Alter von 79 Jahren im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.
Den Familienangehörigen sprechen wir im Namen der AV Gundoldinger das herzliche Beileid aus.
Wir sind traurig und doch getragen von grosser Dankbarkeit für die langjährige Freundschaft die Götz unserer Verbindung geschenkt hat.
R. I. P. Möge Götz im Frieden ruhen!
Nekrolog
Lieber Götz
Du hast uns am 16. September 2024 verlassen und bist uns vorausgegangen. Ich erinnere mich sehr gerne an dich. Du hast mich mit einigen sehr schönen Erinnerungen zurückgelassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Doch alles der Reihe nach.
Du wurdest am 05. Juli 1945 in Willisau geboren. Deine Kindheit verbrachtest du mit deinen Eltern Joseph und Bertha sowie deinen Geschwistern Josef, Bernhard, Berta und Norbert im Haus Maienriesli an der Buchwigger. Mit knapp 10 Jahren durftest du ins neu erbaute Haus in der Chronematt umziehen.
In der Primarschule war „Tante“ Elisabeth, die Cousine deines Vaters, eine deiner Lehrerinnen. Sie achtete pedantisch darauf, «keine familiären Bevorzugungen zuzulassen». Mit 13 Jahren, im Herbst 57 wechseltest du in die Mittelschule, wo du immer noch unter besonderer Beobachtung standest. Dein Vater unterrichtete dich in Geografie und Physik.
Du tratst in die Pfadi St. Peter und Paul ein. Dort fandest du Entspannung und Distanz. Mehrere Lager waren für dich unvergessliche Erlebnisse. Diese Zeiten in der Pfadi waren später wegweisend für deine weitere Entwicklung und zur Verarbeitung deiner Schicksalsschläge.
Im Herbst 1961 hattest du genug von der Schule und verliessest diese, mit dem Ziel, zuerst Mechaniker und anschliessend Pilot zu werden. Da du die Lehre bei der Maschinenfabrik Beutler in Willisau erst ein halbes Jahr später beginnen konntest und du dich erfolgreich gegen einen Welschlandaufenthalt wehrtest, begannst du bei Beutler als Volontär zu arbeiten. Am 2. Februar 1962, abends um 17.30 Uhr erlittest du dort einen schweren Arbeitsunfall. Eine Woche später musste dein rechter Arm bis kurz vor dem Schultergelenk amputiert werden. Das machte alle deine beruflichen Pläne zunichte. Nach gut 8 Monaten Spital- und Rehabilitationsaufenthalten musstest du dich für eine neue Berufslaufbahn entscheiden. Trotz grossem Druck von verschiedenen Seiten eine Lehrerausbildung zu machen, entschiedest du dich für die Lehre als Maschinenzeichner. Auf Anordnung der Suva solltest du eine mehrwöchige Abklärungs- und Einarbeitungsphase in der Eingliederungswerkstätte «Milchsuppe» in Basel absolvieren. Schon nach wenigen Stunden intensiver Prüfung durch Fachleute wurdest du gleichentags wieder heimgeschickt – die Prüfer befanden, dass keine Eingliederungsmassnahmen nötig sind. Kleine Anpassungen am Arbeitsplatz seien ausreichend. Dies zeigt, wie rasch du dich mit neuen Situationen zurechtfandest und du es schafftest, dank viel eigenem Antrieb und trotz fehlendem rechtem Arm, ein ganz normales Leben zu führen.
Nach vier Jahren Lehrzeit schlossest du die Lehre als Maschinenzeichner mit Fachausweis und Ehrenmeldung ab. Anschliessend gingst du ans Technikum in Horw studieren. Du tratst 1968 bei uns in die damalige Fachschulverbindung «Die Gundoldinger» ein. Wir tauften dich auf den Namen «Götz» in Anlehnung an den Reichsritter Götz von Berlichingen (um 1480 – 1542), der den Zusatznamen «mit der eisernen Hand» hatte. Du hast in der Verbindung verschiedene Aufgaben übernommen und warst im Sommersemester 1970 ein umsichtiger Senior und Fuchsmajor. Auch nach deinem Studium 1971 konnten wir auf dich zählen. Du warst Altherrenpräsident für einige Jahre und in den letzten Jahren auch Rechnungsrevisor.
Während dem Studium trafst du auch immer öfters Heidy Anna Wermelinger, welche bei der Firma Beutler Chefsekretärin war. Bereits während der Lehre hattest du sie immer wieder in der Kaffeeküche getroffen und einen Kaffee mit ihr getrunken. Nun während dem Studium trafst du sie «heimlich» in Luzern, weil deine Eltern diese Beziehung nicht schätzten.
Nach Abschluss des Studiums habt ihr beide geheiratet, weil ihr wusstet, dass ihr ein ganzes Leben lang miteinander durch dick und dünn gehen und füreinander da sein wolltet.
Nach der Hochzeit übersiedeltet ihr gemeinsam nach Neuhausen am Rheinfall, wo du als Maschineningenieur bei der Waffenfabrik SIG Arbeit fandest. Innerhalb von kurzer Zeit konntet ihr euch in der neuen Umgebung integrieren und hatten viele Bekannte und Freunde. 1973 kam dann der erste Sohn Raphael zur Welt. 3 Jahre später, 1976, kurz vor der Geburt des zweiten Sohnes Markus, musstet ihr auf Grund der unsicheren Wirtschaftslage wieder zurück nach Willisau. Dir wurde bei deiner ehemaligen Lehrfirma Beutler eine Stelle angeboten. 1979, gleichzeitig mit dem Bau eures Hauses, kam schliesslich die Tochter Irmgard zur Welt.
Wenige Jahre danach machtest du die Ausbildung zum Samariterlehrer und warst anschliessend über viele Jahre im Samariterverein aktiv. Ebenso wichtig waren dir die wöchentliche Männerchor Proben, wo es vermutlich nicht immer nur ums Singen ging, sondern auch mal um das Bier danach.
Ab 1985 warst du zusätzlich als Dozent am Technikum in Horw tätig. Diese Lehrtätigkeit war für dich sehr bereichernd. Es machte dir Spass, dein Wissen und deine Erfahrung an interessierte, junge Leute weiterzugeben. Du warst mit dir selber sehr hartnäckig aber als Dozent nicht pedantisch.
Während dieser Zeit absolvierte unser geschätzter Verbindungsfreund Werner Knubel v/o Bölk ein Nachdiplomstudium in „Marktorientierter Unternehmensführung“ in Luzern. Für die mündliche Diplomprüfung bereitete er sich in allen Fächern gründlich vor – mit einer Ausnahme:
dem „St. Galler Management-Modell“ konnte er rein gar nichts abgewinnen. Entschlossen, seine Zeit besser zu nutzen, entschied er sich, dieses „kleine“ Thema komplett zu ignorieren. Wie das Schicksal es wollte, wurde er als letzten Punkt ausgerechnet auch darin geprüft.
Zu diesem Thema konnte Bölk nichts sagen – eine Seltenheit für unseren sonst so redseligen Freund. Nach mehreren hartnäckigen Nachfragen des Prüfungskomitees blieb Bölk nichts anderes übrig, als sein Schweigen zu bewahren. Du als Vorsitzender, Professor Götz, wertete den Auftritt schliesslich als vollständiges „Blackout“. Trotz dieser kleinen Episode bestand Bölk die Prüfung erfolgreich – ein Beweis dafür, dass du dein Herz am rechten Fleck trugst.
Leider erkranktest du 1998 schwer und musstest die Dozententätigkeit am Technikum in Luzern aufgeben. Am Tag deines schlechtesten Krankheitszustandes hatte sich deine ganze Familie am Krankenbett versammelt. Sie nahmen Abschied von dir und liessen dich für immer los. Nach diesem Bekenntnis zum Loslassen erwachtest du, öffnetest deine Augen und lebtest wieder. Du musstest nicht mehr du durftest. Für mich bedeutet dies: In Liebe losgelassen sein, heisst auch Leben schenken. Deine Bauchspeicheldrüse war nach dieser Krankheit derart stark beschädigt, dass du ein Diabetiker wurdest.
Nach einer langen Phase der Genesung konntest du bei deiner angestammten Firma weiterarbeiten. Ab 2004 bis zu deiner Pensionierung 2010 leitetest du das Qualitäts- und Dokumentenmanagement der Beutler Nova und war gleichzeitig Sicherheitsverantwortlicher und zuständig für die Lehrlingsausbildung.
Nach der Pensionierung freutest du dich über deine fünf Grosskinder, mit welchen du sehr gerne deine Zeit verbrachtest. Als Altpfader halfst du in den letzten Jahren aktiv bei der Aufarbeitung und Digitalisierung des Pfadiarchivs mit. Mit Heidy zusammen unternahmst du verschiedene Reisen, unter anderem nach Irland – eines deiner liebsten Länder überhaupt. Nebst all diesen Reisen ins Ausland wusstest du auch die Nähe zu schätzen. Seit 1987 verbrachtest du zuerst zusammen mit der Familie und später mit den Enkelkindern jährlich viele unvergessliche Stunden und Wanderungen im Wallis in Bürchen. Leider hat es dieses Jahr nicht mehr gereicht. Die Ferien im Wallis, einer deiner letzten Wünsche, waren bereits geplant. Stattdessen hast du nun deine letzte Reise angetreten. Du wünschtest, nach diversen Spitalaufenthalten, nochmals in den Kreis der Familie zurückzukehren. Auch wenn es nicht mehr bis Willisau gereicht hat, konntest du die letzten Tage in Buchs bei deiner Tochter verbringen und die gesamte Familie sehen. Am Montagmorgen, 16. September, starbst du im Beisein deiner Familie friedlich und schliefst ruhig ein.
Lieber Götz, wir verlieren mit dir einen treuen, zuverlässigen, gradlinigen, optimistischen Freund. Du hast uns gezeigt, dass man nach schweren Schicksalsschlägen nicht aufgibt. Du bist immer wieder aufgestanden, hast Humor, Liebe und Optimismus gesät, das Leben gelebt. Du wolltest nicht bemitleidet werden. Ich danke dir ganz herzlich dafür. Du bleibst in meinem Herzen.
Vivat, crescat, floreat
Eugen T. Bühlmann v/o Kani